Chronik 1903-1928

Die Gründungsphase der FF Curslack

Stolz präsentieren die Männer der Feuerwehr zu Curslack ihr Gerät Anfang des zwnazigsten Jahrhunderts vor der Gaststätte Stadt Lübeck am Curslacker Heerweg.
Stolz präsentieren die Männer der Feuerwehr zu Curslack ihr Gerät Anfang des zwnazigsten Jahrhunderts vor der Gaststätte Stadt Lübeck am Curslacker Heerweg.

Die Gründungsphase

Genau genommen beginnt die lange und ereignisreiche Geschichte der Feuerwehr Curslack bereits im Jahre 1877, dem Jahr, in dem die Vorgängerwehr gegründet wurde. Viel ist von ihr leider nicht mehr bekannt und es gibt kaum Dokumente oder Berichte aus dieser Zeit. Diese erste Wehr feierte 1902, kurz vor ihrer Auflösung, ihr 25 jähriges Jubiläum. Im Feuerwehrhaus Curslack kann auch heute noch die prachtvolle Urkunde und ein Foto der alten Wehr bewundert werden. Vermutlich machte das junge 20ste Jahrhundert mit seinen rasanten gesellschaftlichen und technischen Veränderungen und den daraus resultierenden Anforderungen an Feuerwehren eine Reorganisation des Feuerwehrwesens in Hamburg und den umliegenden Gemeinden dringend erforderlich. Dem 1. Protokoll des 1. Schriftführers Carl Albers der Freiwilligen Feuerwehr Curslack entnehmen wir folgende Beschreibung zur Gründungsphase 1903: „Von jeher ist es der Wunsch des Herrn Branddirektor Westphalen gewesen, Freiwillige Feuerwehren in den Marschgebieten zu gründen. Daraufhin wurde auch in unserer Gemeinde beschlossen, den Wunsch des Herrn Westphalen zu folgen. Es wurde in der Bergedorfer Zeitung ein Aufruf erlassen, dass alle gesunden und freistehenden Männer, welche hierzu Lust hätten, sich bis zum 15. Mai 1903 bei dem Gemeindevorsitzenden Herrn C. Puttfarken melden möchten. Es meldeten sich zu diesem Zwecke 37 Personen. Am 30. Mai fand darauf die 1. Versammlung statt unter Vorsitz des Herrn Branddirektor Westphalen im Lokal des Herrn Ernst Wulff. Jetzt sprach Herr Branddirektor Westphalen einige Begrüßungsworte und eröffnete die Versammlung. Es wurden zu Kommandeuren vorgeschlagen die Herren Tiedje Albers und Richard Ahrenhold. Letzterer wurde aber durch Stimmenmehrheit gewählt. Als Vizekommandeur wurden die Herren Tiedje Albers und Heinrich Eggers vorgeschlagen, aber letzterer blieb auch diesmal Sieger. Spritzenmeister wurde der ehemalige Hauptmann der alten Feuerwehr, Herr Friedrich Hansen. Als Kassierer wurde Herr Emil Barnsdorf und als Schriftführer Carl Albers gewählt. Somit war der Vorstand, oder besser genannt das Kommando, gewählt. Durch diese Wahl kam aber Uneinigkeit in die Gesellschaft und es ließen sich am selbigen Abend noch wieder 11 Mann streichen, doch bestand unsere Freiwillige Feuerwehr immerhin noch aus 26 Mitgliedern und trat den selben Abend noch den Dienst an, somit war der Wunsch des Herrn Westphalen auch in unserer Gemeinde erfüllt.“ Der Juni des Gründungsjahres war geprägt von den ersten Übungen, dem Anmessen der neuen Uniformen und von der Festlegung allgemeiner Wehr- und Verhaltensregeln. So wurde ein Schiedsgericht geschaffen und eine Liste von Strafgeldern festgelegt, die aus heutiger Sicht einigermaßen kurios erscheinen mögen, in der damaligen Zeit aber sicherlich ihre Daseinsberechtigung hatten und deshalb gemeinsam beschlossen wurden. Hier ein Auszug aus dem alten Protokoll von 1903 Der Beitrag für die Feuerwehrmänner beträgt jährlich 1 Mark.(....) Wer beim Exerzieren im Glied auf das Kommando „Stillgestanden“ spricht oder sich ungebührlich benimmt bezahlt 1 Mark Strafe.(....) Ferner beschloss man, dass bei einem Feuer oder einer Übung nur Krankheit entschuldigen können oder wenn sonst genügend Grund vorhanden ist, zum Beispiel die Handelsleute. (....) Zu spät kommen bei Übungen trägt eine Strafe von 30 Pfennig, gar nicht erscheinen ohne Entschuldigung eine Strafe von 50 Pfennig nach sich. (....) Strafgelder werden bei jeder Übung abgenommen.“ 1905„Fehlen bei einem Feuer ist die Strafe einmal 3 Mark, zweimal hintereinander 6 Mark. Fehlen beim Reinigen nach einem Feuer einmal 50 Pfennig, zweimal 1 Mark, dreimal 2 Mark“. (Zur Orientierung: Der Stundenlohn eines „gut entlohnten“ Fabrikarbeiters im Akkord lag um 1908 bei ca. 40-50 Pfennigen für Männer, Frauen verdienten die Hälfte bei einer 10-11 stündigen Arbeitszeit; ein Commis (Handelsgehilfe oder kaufm. Angestellte) verdiente ca. 120 Mark netto im Monat. Ein Viertelpfund Wurst kostete um die Jahrhundertwende ca. 15 Pfennige, eine Flasche Bier 10 Pfennige. Quelle 1.) Seite 101bis 117, Industriekultur in Hamburg, Verlag C.H. Beck und 2.) Seite 13, 100 Jahre Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals, Verlag Heinrich Möller Söhne).

Die Vorgängerwehr der FF Curslack bestand 1902 bereits 25 Jahre.
Die Vorgängerwehr der FF Curslack bestand 1902 bereits 25 Jahre.

In den folgenden Jahren wurden diese Verhaltensregeln und Strafgelder immer wieder den veränderten Gegebenheiten angepasst. einen erster echter Eklat ergab sich bereits 1903 nach einem gemeinsamen Einsatz mit der FF Neuengamme: “Bei dem am 5. September gewesenen Feuer bei H. Störmack, Curslack, kam es zwischen dem Fahrer der Neuengammer und einigen Feuerwehrleuten der Curslacker Feuerwehr zu Reibereien. Da ersterer in stark angetrunkenem Zustand war, gab er verschiedene unsere Kameraden die beleidigsten Schimpfwörter und vergriff sich auch tätlich an dieselben. Durch diesen Ausfall füllten sich die Beleidigten gezwungen, dies ihrem Kommandeur zu melden und wurde beim dem Reinigen der Spritze beschlossen, dieses dem Herrn Branddirektor Westphalen zu melden“. Der Ausgang der Auseinandersetzung ist nicht weiter überliefert, vielleicht ist hier eine der Ursachen der 100jährigen freundschaftlichen Konkurrenz der beiden Wehren zu suchen. Auch innerhalb der Curslacker Wehr lief in den ersten Jahren nicht jederzeit alles rund, und so sah sich das Schiedsgericht im Oktober 1905 nach einer Auseinandersetzung unter Wehrmitgliedern genötigt, einen Kameraden aufzufordern, „....seine Uniform abzuliefern, was dann auch geschah“. Ein erster Wechsel in der Wehrführung erfolgte wenige Tage später. Die junge Freiwillige Feuerwehr Curslack erhielt von Anfang an finanzielle Unterstützung durch „Sozialmitglieder“ und bereits im Gründungsjahr entschlossen sich auf Nachfrage der Aktiven fast alle sozialen Unterstützer der alten Wehr, nunmehr der neuen Curslacker FF beizutreten. Die Wehr wiederum trat dem Verband der Freiwilligen Feuerwehren von Vierlanden und Geesthacht bei.

Gruppenbild der FF Curslack 1921.
Gruppenbild der FF Curslack 1921.

Fahrzeugtechnik, Ausbildung und Wehrleben

Die FF Curslack war anfangs bis zum Jahre 1921mit einer Handdruckspritze ausgerüstet, über die heute keine technischen Details mehr bekannt sind. Es dürfte sicherlich die alte Spritze der Vorgängerwehr gewesen sein, deren übriges Material nach einer Übung im Dezember 1904 verkauft und der Erlös der Gemeinde überwiesen wurde. Die Einsatz- und Schutzkleidung der Wehrmitglieder kann aus heutiger Sicht als dürftig bezeichnet werden. So reichte beispielsweise das genehmigte Geld der Gemeinde nicht zur Anschaffung von Regenmänteln, sondern nur für Umhänge, welche 1909 angeschafft wurden. Im Jahr 1921 war die Aufnahme aktiver Mitglieder sogar vom Freiwerden von Uniformen abhängig, allerdings konnte dies manchmal wohl schon schnell umgesetzt werden, denn es bestand damals die Beschlusslage „...diejenigen, welche 2 mal hintereinander bei Übungen und beim Feuer ohne triftige Gründe gefehlt haben und dadurch ihre Interessenlosigkeit bewiesen haben, von der aktiven Mitgliedschaft auszuschließen.“ Die beantragten Regenmäntel kamen dann vermutlich erst 1925 als neue Schutzkleidung in die Wehr, zusammen mit 25 Nackenledern.
Im Gegensatz dazu wurde unter den Feuerwehrmännern die Gemeinschaft sehr gepfleg und bereits im Dezember des Gründungsjahres wurde das 1. Stiftungsfest gefeiert. Man schaffte Liederbücher für alle Wehrmitglieder an und 1904 wurde unter Beifall die Durchführung eines 1. Ausfluges beschlossen, zu dem dann allerdings nur geringe Beteiligung zu vermelden war. Davon ließ man sich freilich nicht beirren und in den folgenden Jahren wurde manch (feucht)fröhliche Festivität miteinander begangen! Auch an übergreifenden Veranstaltungen wie z.B. der Feier zur Silberhochzeit des Kaisers 1906 oder der Jahrhundertfeier der Gemeinde 1913 wurde einiges auf die Beine gestellt.

Den Schwerpunkt der Übungen und des damaligen Ausbildungsbetriebes spielte sicherlich die Handhabung der Spritze und die Eindämmung von Bränden. Jedoch wurde bereits 1904 beschlossen, eine Sanitätskolonne auszubilden, um bei Unglücksfällen helfend eingreifen zu können. Durch den Branddirektor erfolgte die Zusage, für Verbandstoffe zur Seite zu stehen. Tatsächlich muss das Vorhaben geglückt sein, denn im Jahr 1928 wird von einem „Samariter Kursus“ der FF Curslack berichtet. Auch anderes Können wurde den Freiwilligen Feuerwehren schon damals abverlangt, die technische Hilfeleistung. Am 14.08.1911 mühten sich die Wehre bei böigen Winden ab, der Hamburger Luftschifffahrtgesellschaft bei der Befüllung ihrer Ballons Hilfe zu leisten, leider ohne Erfolg und ohne jeglichen Dank der Hilfesuchenden. Insgesamt wurde die damalige ehrenamtliche Arbeit aber honoriert und der Wehr flossen aus Anerkennung der Leistungen und der Anstrengungen der Feuerwehrmänner im Einsatzgeschehen immer wieder einmal Gratifikationen zu.
Wer helfen will begibt sich in Gefahr: Der 1. Unfall bei einem Einsatz der FF Curslack trug sich bereits am 19.09.1904 zu, als Kamerad Kaiser auf dem Weg zu einem Feuer zu Schaden kam. Über die Ursache und die Folgen ist wenig bekannt, aber bereits bei der Übung am 02.05.1907 kam es zum 2. Unfall, bei dem das Vorderrad der Spritze das rechte Bein des Kameraden Kücken überrollte, der daraufhin sofort ärztlich behandelt und für längere Zeit die Arbeit unterbrechen musste. Beide Kameraden traten ihren Dienst aber wieder an und dieses wurde vom Protokollführer als „brav“ bezeichnet!

Schlimmer kam es allerdings in den Jahren des 1. Weltkrieges von 1914 bis 1918: 13 Kameraden der Curslacker FF wurden zum Kriegsdienst eingezogen, von denen 3 Feuerwehrkameraden nicht wieder nach Hause kamen.
Die Alarmierung der Wehren erfolgte zur damaligen Zeit mittels Feuerhörner, die bei Feuer geblasen wurden; die Benachrichtigung über Umfang und Einsatzort erfolgte dementsprechend dürftig, mit den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten nicht vergleichbar. In manch altem Protokoll wird von Ausrückern berichtet, die eigentlich nicht erforderlich waren, bei denen man auf halbem Wege wieder umkehrte, weil der Feuerschein aus einem weiter entfernten Gebiet kam, was anfangs wohl anders eingeschätzt wurde. Aber manchmal fuhr man doch dorthin, um bei den Löscharbeiten zu helfen, war häufig auch recht herzlich willkommen und wurde eingesetzt.
Auch galt es, technische Schwierigkeiten zu überwinden. Die Wasserentnahme erfolgte aus offenen Gewässern, ein Hydrantennetz war ferne Zukunftsmusik, mit Folgen: Beim Feuer von Julius Kaiser in Curslack 1913 musste die FF Neuengamme aufgrund von Wassermangel unverrichteter Dinge wieder abrücken. Auch der Transport von Mensch und Material gestaltete sich schwierig: Die FF Curslack konnte 1912 einmal wegen fehlender Bespannung nicht ausrücken und erst nach einer Stunde am Einsatz teilnehmen. Dies geschehen bei einem Brand in der eigenen Gemeinde, was als besonders schmerzlich empfunden wurde.

Vermutlich um 1924 entstand das Bild der ersten eigenen Curslacker Motorspritze, angelegt am Neuengammer Ufer der Dove Elbe. Im Hintergrund links: Die Curslacker Kirchturmspitze.
Vermutlich um 1924 entstand das Bild der ersten eigenen Curslacker Motorspritze, angelegt am Neuengammer Ufer der Dove Elbe. Im Hintergrund links: Die Curslacker Kirchturmspitze.

Doch der technische Fortschritt hielt auch in den Feuerwehren Einzug. Der FF Curslack stand ab dem 22.05.1921versuchsweise eine Motorspritze der Hamburger Feuerwehr zur Verfügung, dies mit einer Leistungsfähigkeit die es schaffte, das Wasser bis zur Kirchturmsspitze hinaufzubringen, was allgemein als befriedigend erlebt wurde, denn hierzu war keine Muskelkraft mehr erforderlich. Jedoch musste die Spritze einmal wöchentlich auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden, was den Motorführern jedes Mal eine Stunde Zeit und meistens ein Glas Bier kostete, wofür sie den Gemeindevorstand offiziell um finanzielle Unterstützung baten. 1924 erhielt die Wehr dann schließlich eine neue Motorspritze, die bereits lange erwartet worden war und man begann sofort mit der Ausbildung an der neuen Errungenschaft. 1927 erfolgte ein Umbau dieser Motorspritze.
Zur Feier des 25jährigen Stiftungsfestes am 2. Dezember 1928war der Einfallsreichtu der Kameraden gefragt, denn es war zur damaligen Zeit verboten, geschlossen zu marschieren. Somit hätten die Kameraden Adolf Tepp und Christoph Kücken nicht „abgeholt“ werden können, wie es alljährliche Tradition war. Also wurde vom Kommandeur kurzerhand das Feuerhorn zum Einsatz geblasen, nachdem man zuvor schon einige Zeit im Vereinslokal zur Musik der Neuengammer Kapelle gefeiert hatte. Am Heerweg angekommen, diesmal vermutlich kaum im angemessenen Einsatztempo, wurden Auto und Spritze wieder zurückgeschickt. Es gab dann schöne Grogs und ein zünftiges Abendbrot. Anschließend wurde im festlich geschmückten Saal des Vereinslokals bis in den frühen Morgen hinein getanzt.

Besondere Einsätze

Bereits am 8. Juli 1903kam die erste große Bewährungsprobe auf die jungen Wehren zu. Für die Curslacker FF war es der 2. Einsatz und einige Feuerwehrmänner gehörten selbst zu den Brandgeschädigten. Die Bergedorfer Zeitung schrieb: „....Diesmal ist es die Landschaft Curslack, welche von dem Brandunglück betroffen ist. Sieben Wohngebäude und mehrere Nebengebäude sind ein Raub der Flammen geworden. Vermutlich infolge Schadhaftigkeit eines Schornsteins entstand gestern nachmittag etwas nach 3 Uhr (....) , ein Feuer. (....) Die Bekämpfung des Feuers wurde sofort von der Curslacker Feuerwehr aufgenommen, der alsbald die Feuerwehren von Altengamme, Neuengamme, Bergedorf und zwei Wehren von Kirchwärder zu Hülfe kamen. (....) Gegen 18.30 Uhr erschienen auf der Brandstelle die Dampfspritzen der Züge 1 und 6 der telephonisch benachrichtigten Hamburger Feuerwehr, die mittels Sonderzuges sich nach Bergedorf begaben und von hier aus per Achse der Brandstelle zu eilten. (....) und schleuderte (....) ungeheure Wassermengen in den Brandherd und bewirkte hierdurch das baldige Ersticken der Flammen .....von dem Mobiliar der sieben niedergebrannten Häuser konnte nur wenig gerettet werden.“
Am 10. Oktober 1908brannte mittags um halb drei die aus Holz errichtete Scheune von Familie Odemann in Curslack. Beim Eintreffen der FF Curslack brannte bereits das große Landhaus. Mit Hilfe der FF Neuengamme konnte ein weiteres Ausbreiten verhindert werden. Doch schon am 4. November war wieder gemeinsames Handeln gefragt. Abends um halb sieben brannte das Gebäude von Hans Rieck in Neuengamme und bedrohte das Haus von Hermann Buhk in Curslack durch Funkenflug. In diesem Jahr musste die FF Curslack 18 Feuereinsätze verzeichnen, dafür im Jahr darauf keinen.
Der 9. Februar 1912 dürfte insbesondere vielen Curslacker Feuerwehrkameraden noch lange in Erinnerung geblieben sein:
„..nachts 1 Uhr brach in dem Hause des Henning Heitmann in Curslack Feuer aus, welches dasselbe in kurzer Zeit einäscherte. Die Neuengammer Wehr war ebenfalls zur Stelle und rettete ein nebenstehendes, schon brennendes Wohnhaus. Unsere rückte, weil keine Bespannung war, erst 1 Stunde später aus und musste sich mit dem Nachlöschen begnügen. Dieses wurde von unseren Kameraden sehr schmerzhaft empfunden, denn die Wehrmänner beim Feuer im Spritzenhaus und dazu noch in eigener Gemeinde, das geht einem echten freiwilligen Feuerwehrmann doch durch Mark und Bein. Doch hoffen wir auf ein Besserwerden.“
Kurze Zeit später kam dann schon die Möglichkeit für eine echte Bewährungsprobe:
„Am 7. Juni abends 8 Uhr 50 Minuten schlug der Blitz in das Wohnhaus des Hermann Wulff in Neuengamme und in die Scheune des Otto Knoblauch in Curslack (Achterschlag) ein. Als unsere Wehr bei dem Letzteren kaum in Tätigkeit getreten war, schlug der Blitz abermals in das Wohnhaus des Chr. Erdland in Neuengamme ein. Da die Neuengammer Wehr bei dem Wulf‘schen Feuer in Tätigkeit war, fühlte sich unsere Wehr veranlasst, der betreffenden Wehr Hilfe zu leisten. Infolgedessen rückte unsere Wehr, weil keine Gefahr mehr vorhanden war, ab und übernahm die Löscharbeiten bei dem Erdland’schen Feuer, welches eine 7-8 stündige Tätigkeit in Anspruch nahm.“
In den Kriegsjahren 1914-1918 wurde Curslack , und damit auch die Feuerwehren, glücklicherweise von einer Anhäufung verheerender Feuer verschont.
1920 wurde für viele Zollenspieker Familien zum Schicksalsjahr. Aus dem Protokoll der FF Curslack: „Am 4. November, morgens 9.00 Uhr wurde unsere Wehr alarmiert, es brannten in Zollenspieker annähernd 20 Wohnhäuser und Stallungen. Unsere Wehr traf um 10 Uhr auf der Brandstelle ein, trat aber, weil keine Gefahr mehr vorhanden und auch die Wasserverhältnisse sehr ungünstig waren, nicht erst in Tätigkeit und rückte um 11 Uhr wieder ab. Da durch dieses furchtbare Brandunglück viele Familien obdachlos und völlig mittellos geworden waren, wurde Mitleid erregt weit über die Grenzen von Vierlanden und eine Sammlung veranstaltet, welche ein zufriedenstellendes Resultat ergab, diese ergab in hiesiger Gemeinde den Betrag von 7352 M.“
Das Kalenderjahr 1925 begann gleich mit einer ganzen Reihe von, die im Curslacker Protokoll wie folgt beschrieben wurden: „ Am 2. Januar 1925 morgens etwas nach 5 Uhr erscholl das Feuersignal. Es brannte das Haus des Gemüsebauern Hinrich Rösch Neuengamme. Wir hatten Nachricht bekommen, dass die Bewohner bei der Schleuse in Curslack durch Funkenflug sehr in Gefahr wären, wir müssten erst dahin kommen, das geschah dann auch so rasch als möglich. Als die Gefahr auf dieser Seite nach ungefähr 2 stündiger Tätigkeit behoben war, legten wir unsere Schläuche durch die Elbe zur Brandstelle. Als wir daselbst angekommen waren, wurde uns erzählt, dass der Besitzer und seine Frau noch nicht gesehen wurden, man vermutete, dass sie in den Flammen umgekommen wären. Leider fand man sie denn auch beide in der Küche bis zur Unkenntlichkeit verbrannt vor. Wir arbeiteten daselbst bis 9 Uhr vormittags mit 2 Saug-, 5 A und 15 B Schläuchen. Am 5. Januar kam unsere Motorspritze zur Reparatur nach Hamburg. Am selben Tage nachmittags 2 ¼ Uhr Feuer bei Richard Dorndorf Neuengamme. Unsere alte Spritze ging sehr gut, wir arbeiteten daselbst bis 4 Uhr mit 2 Saug und 5 Druckschläuchen. Bei diesem Feuer waren alle Spritzen (außer der Krauler) von Vierlanden zu Stelle. Am 7.1.25 nachts 11 ½ Feuer bei H.von Hacht in Kirchwerder Seefeld. Wir fuhren los zu unserem Kommandeur Claus Heitmann kehrten, da wir sahen, dass das Feuer schon wieder kleiner wurde, wieder um.“
Eine Ahnung von der traditionellen Konkurrenz mit der benachbarten Wehr aus Neuengamme bekommt derjenige, der den kurzen, aber aussagekräftigen Eintrag aus dem Protokollbuch der Curslacker FF von 1926 liest: „Am 13. August abends 7 ¼ Uhr Feuer bei Heinrich Steffens Curslack. Wir rückten sofort aus, mussten aber die Neuengammer bei Claus Heitmann vorbei lassen, so das dieselben eher anrückten als wir, aber es glückte uns doch zuerst Wasser zu geben....“
Trotz aller freundschaftlichen Konkurrenz war kurze Zeit später wieder gemeinsames Handeln gefragt, und so gelang es vermutlich nur gemeinsam die Gefahr zu verhüten, als in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober das Siel und der Deich zwischen Heinrich Behn und H. Niebuhr durchzubrechen drohte.
Ruhigere und arbeitsreichere Jahre wechselten einander immer wieder ab und in manch einem Jahr wurde die Spritze nur zu Übungszwecken aus dem Spritzenhaus geholt. Auch 1927 verlief mit 8 Einsätzen für die Curslacker Wehr dem Grunde nach recht ruhig, wäre da nicht mit dem 26. Oktober, morgens um 8 ½ Uhr, eine Serie von Bränden in Curslack und Neuengamme in Gange gesetzt worden, die wohl kaum zufällig entstanden sein konnten.....
„....erscholl das Feuersignal, es brannte das große, in unserer Gemeinde gelegene Bauernhaus Nr. 161. Wir eilten sofort zur Brandstelle und arbeiteten daselbst bis abends 5 Uhr. Außer unserer Wehr waren noch erschienen die Neuengammer, die Nettelnburger, Kirchwerder Nord und Altengamme. Die beiden letzten traten aber nicht mehr in Tätigkeit. Wir mussten am anderen Tage noch mal zur Brandstelle, da das Heu und Stroh noch brannte, welches wir dann zu Felde fuhren. Noch hängten unsere Schläuche zum Trocknen, da erscholl schon wieder am 31. Oktober morgens 5 ½ Uhr das Feuersignal, diesmal brannte es in Neuengamme, und zwar die Scheune des Herrn Carl Rehder. Wir arbeiteten daselbst ungefähr 3 Stunden. Es sei noch bemerkt, das etwa um 5 Uhr morgens das Wohnhaus des Hufners Ernst Wulff in Neuengamme brannte, welches aber von den Bewohnern gelöscht wurde. Am 2. November morgens um 5 ½ ging’s schon wieder los und zwar wieder nach Neuengamme. Es brannte die Scheune des Pächters Carl Hars Nr. 304. Wir arbeiteten wieder 3 Stunden an der Brandstelle.(....) Am 19.11. Feuer bei Karl Harden Neuengamme nachts um 12 Uhr, wir rückten zur Brandstelle und arbeiteten ungefähr 3 Stunden.“

25 jähriges Jubiläum der Freiwillige Feuerwehren Curslack

Die C u r s l a c k e r Fe u e r w e h r beging ihr 25. Stiftungsfest, das sich in einem bescheidenen Rahmen bewegte. An dem Fest nahm Baurat Schliemann als Vertreter der Branddirektion teil. Er überreichte den Jubilaren der Wehr mit einer herzlichen Ansprache Portogaläser. Der Löschvorstand und die Vierländer Mobiliarversicherung ließen Geldgeschenke überweisen.